Ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich auf Fakten stoße, die für viele, aber zugegebenermaßen nicht für alle Trainer, selbstverständlich sind.
Eine der ewigen Fragen ist, wie man richtig krault. Kraulen ist ja frei von Regeln, also kannst du so kraulen, wie du möchtest. Trotz allem schwimmen Sprinter anders als Langstreckenschwimmer und Frauen anders als Männer.
Nun arbeitet eine Forschungsgruppe daran, Leitbilder für verschiedene Stile, Strecken und Geschlechter zu definieren. Prima, das wurde auch Zeit!
Wenn du bei den Olympischen Spielen die 50m im Sprint gewinnen möchtest, kannst du nur mit der sogenannten Windmühlentechnik schwimmen. Das ist ähnlich wie beim Laufen: Du kannst einfach nicht die 100m schnell laufen mit einer Technik, die für den Marathon geeignet ist.
Trotzdem sieht man im Triathlon und sogar im Langstreckenschwimmen einige Athleten, die nicht mit der Frontquadrantentechnik (Front Crawl) schwimmen, sondern mit der Windmühlentechnik.
Wie ist das möglich und wie lässt sich das erklären?
Um ein guter Schwimmer zu werden, solltest du früh mit dem Schwimmen anfangen. Die einfachste Art, Kraulen zu lernen, ist mit der Windmühlentechnik. Kinder machen das automatisch und ganz intuitiv.
Das hat nur ein Problem: Diese Schwimmstil ist schnell, aber nicht ökonomisch. Als Kind interessiert dich das nicht (leider oft auch nicht die Trainer), da du selten lange Strecken schwimmen musst, obwohl im Schwimmen sehr viel trainiert wird.
Ein Sprinter im Laufen könnte zum Beispiel niemals 50% des Umfangs von dem trainieren, was ein guter Marathonläufer trainiert. Er würde sich dadurch verletzen oder sich „langsam trainieren“.
Dieses Problem gibt es weniger im Schwimmen. Wenn gute Langstreckenschwimmer 80-100 km in der Woche schwimmen, kommen auch gute Sprinter auf 40-50 km in der Woche.
Und jetzt der Punkt: Wenn du physiologisch eher ein „Diesel“ bist, also Talent für lange Strecken hast, aber immer sehr viel in der Windmühlentechnik trainierst, kannst du deine Schwimmtechnik später kaum mehr ändern und schwimmst auch die längeren Strecken in der Windmühlentechnik. Und wenn dein wahres Talent auf den langen Strecken liegt, verfolgst du den Erfolg und landest auf den längeren Strecken.
Das ist auch der Grund, warum gute Schwimmtrainer immer Wert darauf legen, dass Kinder mindestens zwei Schwimmrhythmen beherrschen sollten, besser noch drei, damit du nach der Pubertät den Schwimmstil/Rhythmus und die Distanz wählen kannst, die zu dir passt.
Muss ich als Triathlet auch verschiedene Kraulstile beherrschen? Nein, es schadet sicher nicht, aber wenn du Triathlon machen möchtest, sind die Strecken immer lang (mindestens 750 Meter) und hier ist geringer Wasserwiderstand wichtiger als maximale Kraftübertragung. Das ist gut mit Radfahren zu vergleichen: In Aeroposition bringst du deutlich weniger Kraft auf die Pedale als in der klassischen Position, aber durch den geringeren Luftwiderstand bist du trotzdem schneller.
Du hast keine Ahnung, wovon ich spreche? Dann empfehle ich dir, die Videos in meinem Koyawa Kraulkurs anzuschauen.